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Chronik der Dorfmusikanten

Zwischen den beiden Weltkriegen bestand in Gensungen ein Mandolinenclub, von dessen Mitgliedern, die aus dem 2.Weltkrieg zurückkehrten, wurde auf Anregung von Dr. Albert Prinz in einer Sitzung des Heiligenbergvereins am 1.April 1952 eine neue Musikgruppe ins Leben gerufen, die "Gensunger Dorfmusikanten".

Schon beim Aufstellen des Maibaumes am Walpurgisabend 1952 hatte diese junge Truppe ihren ersten musikalischen Auftritt. Apotheker Karl-Heinz Grönig förderte und unterstützte die Gruppe von Anfang an und trug wesentlich dazu bei, dass sie ein kultureller Bestandteil in Gensungen wurde.

Es ging in in kurzer Zeit musikalisch steil bergauf; die Dorfmusikanten erhielten in ihren blauen Hessenkitteln genügend Gelegenheit, mit volkstümlichen und auch modernen Melodien die nähere und weitere Umgebung zu erfreuen.

Am 25.Januar 1953 brachten die Dorfmusikanten einem Kameraden ein Ständchen im Krankenhaus in Melsungen.

Geburtstagsständchen 1. Mai 1953 in Fritzlar

"Hotel Rein" 1954


Auch der als "Seeteufel" bekannte Felix Graf Luckner war zu Gast in der "Lindenlust". Die Melodien gefielen ihm so gut, dass er voller Freude aufstand und rief:

Graf Luckner.jpg (63576 Byte)   "Jungs, Eure Musik kommt nicht nur aus Euren Instrumenten, sie kommt auch aus Euren Herzen!"

Von diesem Zeitpunkt an verband eine innige Freundschaft Graf Luckner mit den Dorfmusikanten. Er stand Pate bei Ralf, dem Sohn des Ehrendorfmusikanten Karl Geiser und besuchte die Dorfmusikanten bis zu seinem Tode 16 mal.


Die Gensungen Dorfmusikanten sind seit vielen Jahren zu einem kulturellen „Aushängeschild“ der Stadt Felsberg geworden. So haben sie u.a. die 700-Jahr-feier der Stadt Felsberg musikalisch umrahmt. Bei Verschwisterungsfeiern mit den Partnerstädten Vernouillet (Frankreich) und Cheddar (England), Jubiläumsfeiern der Stadtteile oder der hiesigen wie auch auswärtigen Vereine sorgen die Dorfmusikanten für gute Unterhaltung.

Musikalische Wochenendfahrten z. B. nach Würzburg, ins Taubertal, zum Diemelsee, an den Rhein, nach Hildesheim oder nach Filzmoos (im Salzburger Land), verbunden mit Konzerten und Tanzveranstaltungen, sind zur Tradition der Dorfmusikanten geworden.

Diese Veranstaltungen verstärken neben der Musik auch die persönlichen Beziehungen der Dorfmusikanten untereinander, genau wie das gemeinsame Essen und Trinken nach jeder Übungsstunde, das jeweils von einem Mitglied der Dorfmusikanten mitgebracht wird.

Nach nun über 50-jährigem Bestehen ist es weiterhin das Anliegen der Dorfmusikanten, der Bevölkerung in nah und fern, mit Musik Freude zu bereiten und örtliche Vereine und Institutionen bei ihren Festen und Veranstaltungen musikalisch zu unterstützen.

Seit Februar 1953 spielen die Dorfmusikanten jedes Jahr zum Tanz am "Fetten Sonntag" des Heiligenbergvereins. 1959 unternahmen die Dorfmusikanten unter Leitung von Albert Exner eine Fahrt nach Berlin, um für ihre Heimat Gensungen zu werben.

Früher übten die Dorfmusikanten alle 14 Tage jeweils abwechselnd bei einem der Mitglieder. Ein Stück "Ahle Worscht" und ein Schoppen Bier rundeten den Abend ab und es wurde nach alter Sitte noch ein wenig geschnuddelt.

Das ist der heutige Übungsraum der Gensunger Dorfmusikanten


Durch die volkstümliche Musik und Dank der Verbindungen des Apothekers Grönig lernten die Gensunger Dorfmusikanten u.a. den berühmten Burgschauspieler Ewald Balser und den Maler, Dichter und Sänger Georg Sluyterman von Langenweyda kennen. Im Laufe der Zeit entstand auch hier eine Freundschaft.

probe92a.jpg (150252 Byte) probe92b.jpg (533836 Byte) Bilder nach der Übungsstunde vom 22.04.1992

Das Kreisaltentreffen auf dem Heiligenberg 1963 war der Anfang vieler Auftritte für alte Menschen. Es ist ein besonderes Anliegen der Gensunger Dorfmusikanten, alten Menschen entweder zum Geburtstag oder zu anderen Anlässen eine Freude zu bereiten.
So ist es schon zur Tradition geworden, einige Male im Jahr in verschiedenen Krankenhäusern und Heilstätten wie Kassel, Melsungen, Hess. Lichtenau und Rotenburg den kranken Menschen ein paar frohe Stunden durch volkstümliche Melodien zu bereiten.

Über 30 Jahre war Karl Geiser organisatorischer Leiter und Motor der Gensunger Dorfmusikanten. Ab 1985 hatte Joachim Laue dieses Amt und seit März 2005 hat Heidi Folwerk den Vorstand der Gensunger Dorfmusikanten übernommen.

Die musikalische Leitung hat nach Albert Exner, Willi Dobek, Adolf Rauch und Franz Knarr seit 1994 Marko Wunsch übernommen.

Die Dorfmusikanten sind bemüht, auch jungen Menschen die Musik nahezubringen und erteilen z. Zt. Unterricht für Orgel, Akkordeon, Klarinette, Trompete und Saxophon.

Im Laufe der Zeit ist auch die Technik an den Dorfmusikanten nicht vorübergegangen; und was vor 20 Jahren die "Großmutter", der Kontrabass, war, wird heute durch eine elektrisch verstärkte Bassgitarre ersetzt. Auch die Wandergitarren, die Rhythmusinstrumente von früher, werden heute durch elektrisch verstärkte Instrumente ersetzt.

Nach über 50jährigem Bestehen ist es nach wie vor noch das Hauptanliegen der Dorfmusikanten, der Bevölkerung in nah und fern mit Musik Freude zu bringen und örtliche Vereine bei ihren Festen und Feiern musikalisch zu unterstützen.

Zum 31. Dezember 2010 haben sich die Gensunger Dorfmusikanten vom Heiligenbergverein getrennt und einen selbständigen eingetragenen Verein „Gensunger Dorfmusikanten“ gegründet.

Die Dorfmusikanten 1991

 

Beim Auslandsaufenthalt  


Wie die Gensunger Dorfmusikanten zu ihrem Namen kamen

 Nachdem sich die Musikgruppe gegründet hatte, sollte auch ein Name für sie gefunden werden. Die Bezeichnung „Mandolinenclub“ wie vor dem Kriege sollte nicht beibehalten werden, da zu den Mandolinen auch Geigen, Gitarren, Bass und Akkordeons hinzugekommen waren. Ein Vorschlag war: “Heiligenberg Musikanten“. Karlheinz Grönig schlug „Gensunger Dorfmusikanten“ vor. Hierüber entrüstete sich Heinrich Klüber, ein Musikant aus der Gruppe, der diesen Namen wegen der Bezeichnung „Dorfmusikanten“ für „zu primitiv“ hielt.

Heinrich Klüber.jpg (25551 Byte) Heinrich Klüber, ging nie ohne seine Mandoline

Nach hitziger Diskussion wurde man sich aber doch einig, den Vorschlag „Gensunger Dorfmusikanten“ zu übernehmen. Gensungen sei zwar ein Dorf, jedoch müsse deshalb ein Dorfmusikant nicht schlechter als ein Stadtmusikant sein.

Auch heute hört man noch immer von Zuhörern und Gästen: „Unter Gensunger Dorfmusikanten konnte ich mir nichts vorstellen, aber nachdem ich Euch gehört habe, stelle ich fest, dass Ihr eine hervorragende Musik macht.“

Nach über 50 Jahren sind die Gensunger Dorfmusikanten immer noch stolz auf ihren Namen, obwohl Gensungen schon seit 1974 ein Stadtteil von Felsberg ist.


Musik kennt keine Grenzen

Die Gensunger Dorfmusikanten folgten im Juni 1989 einer Einladung des Cheddar Folk Club, der ein internationales Volksmusik- und Theaterfest in Cheddar (England) veranstaltete.

Schon beim Sammeln zu einem Umzug bahnte sich eine Freundschaft zwischen einer Dudelsackgruppe aus Bristol und den Gensungern an. Als die Dorfmusikanten zur Einstimmung einige deutsche Stücke spielten, kamen sogleich Pfeifer und Trommler aus Bristol dazu. Der Wunsch der englischen Gruppe, einen deutschen Walzer gemeinsam zu spielen, wurde spontan erfüllt. Auf dem Folk Festival traten die Gensunger Dorfmusikanten mehrfach auf und trugen deutsche Volks- und Unterhaltungsmusik vor. Schon am ersten Abend des Besuches spielten die Dorfmusikanten nach der offiziellen Begrüßung zum Tanz auf und ernteten viel Beifall.

Sprachschwierigkeiten zwischen Gruppen gab es nicht, denn das gemeinsame Musizieren verband alle über die Grenzen hinweg.


Gönner und Freunde der Gensunger Dorfmusikanten

Als erster ist der Pharmazierat und Apotheker Karlheinz Grönig zu nennen. Er gründete als Nichtmusikant die Gensunger Dorfmusikanten mit und zeichnete auch für den Namen verantwortlich . In den ersten 15 Jahren übten die Musikanten in seinem „Kegelhäuschen“ und wurden dort von ihm mit Essen und Trinken versorgt. Er sorgte auch dafür, dass die Kasse nie leer war. Als talentierter Maler und Schriftzeichner entwarf er das Logo mit Schrift der Dorfmusikanten gleich am Anfang des Bestehens, das auch heute noch das Transparent, die Notenständer, die T-Shirts und den Briefkopf der Dorfmusikanten ziert. Durch ihn wurden viele Freundschaften geschlossen und gefestigt.

 Ein Freund der Dorfmusikanten war auch Felix Graf von Luckner; bekannt als der „Seeteufel“. Auf seinen berühmten Vortragsreisen machte er jedes Mal in Gensungen halt um „seinen Dorfmusikanten“ einen Besuch abzustatten. Er trug dabei stets den blauen Hessenkittel, den ihm die Dorfmusikanten geschenkt hatten. 

Auch der Wiener Burgschauspieler Ewald Balser zählte zu den Freunden der Gensunger Dorfmusikanten. Über Karlheinz Grönig, dessen Vater Balsers Lehrer war, lernten sie den berühmten Schauspieler des Wiener Burgtheaters kennen. Wenn er in die Region kam, besuchte er seinen alten Lehrer und die Dorfmusikanten. Auch er trug den Hessenkittel und schrieb:“ Der Kittel hängt nicht nur im Schrank, sondern wird auch mit Stolz getragen, da mein Vater ein gebürtiger Hesse ist.“


Die „Musikalischen Wochenenden“ der Dorfmusikanten

Die Dorfmusikanten musizieren bis zu 60 mal jährlich. Als Dank für die vielen Stunden gemeinsamen Musizierens fahren sie alle 2 Jahre , gemeinsam mit ihren Partnerinnen bzw. Partnern, in ein „Musikalisches Wochenende“. Die Fahrt wird von den Musikanten selbst vorbereitet und ausgearbeitet. Es werden Sehenswürdigkeiten der Region besichtigt, und die Musikanten spielen auf Veranstaltungen oder geben Konzerte. Natürlich darf das gemeinsame Feiern nicht fehlen; soll doch so ein Wochenende die Gemeinschaft noch mehr festigen und die Angehörigen der Musikanten in die „Musikfamilie“ einschließen.

Bleibende Erinnerungen dieser Fahrten sind immer wieder Gesprächsstoff und so manches Erlebnis ist mit ihnen verbunden.

Beispiele:

Die Dorfmusikanten fahren nach Lauda im Taubertal. Auf der Fahrt dort hin halten sie in einem Ort, weil ein Musikant Filme kaufen will. Plötzlich steht eine Frau vor dem Bus und ruft:“ Ich brauche eine Attraktion und Ihr seid gerade die Richtigen“. Sie erzählte, sie sei Leiterin eines Heimes, in dem Eltern mit ihren schwerbehinderten Kindern Urlaub machen. Sie bat darum, im Garten des Heimes einige Stücke zu spielen. Die Dorfmusikanten versprachen ihr, auf dem Heimweg vorbeizukommen. So wurde dann auf der Terrasse eines alten wunderschönen Schlosses gespielt. Die Musikanten waren gerührt, wie viel Freude sie den Kindern und ihren Eltern mit den Melodien brachten. Die Leiterin hatte die Presse ins Schloss bestellt und später den Pressebericht den Dorfmusikanten zugeschickt.

Sicher wird allen Musikanten der Festumzug in Wrisbergholzen (Kreis Hildesheim) in Erinnerung bleiben. Auf Bitten des Blasorchesters Wrisbergholzen, dessen 50-jähriges Bestehen gefeiert wurde, nahmen die Dorfmusikanten am Festzug teil. Man stellte einen Schlepper mit Anhänger zur Verfügung und dann ging‘s los. Anstatt der üblichen Märsche wurde von den Dorfmusikanten flotte Tanzmusik gespielt, was bei der nachfolgenden Tanzgruppe sehr gut ankam.

Der Festumzug endete auf dem Schlosshof, wo mit allen Kapellen gemeinsam musiziert werden sollte. Daraus wurde nichts, denn unmittelbar vor Erreichen des Schlosshofes kam ein Gewitter auf. Dem plötzlichen heftigen Regen gab es kein Entrinnen. Viele Passanten stellten den Musikern ihre Schirme zur Verfügung, damit wenigstens die Instrumente einigermaßen vom Regen verschont blieben. Doch für die große Tuba und die Musikanten gab es nur eines: Aushalten! Der Bus diente anschließend als Umkleide Kabine, denn alle Musikanten waren bis auf die Haut nass.

Auch die Bergtour auf der letzten Fahrt nach Filzmoos in Österreich wird allen Beteiligten in Erinnerung bleiben. Unser Hotelier und auch gleichzeitig Bergführer, Michi Kirchgasser sortierte schon nach einer halben Stunde wandern einige Wanderer aus und schlug ihnen einen leichteren Weg vor.  Der Rest stampfte kräftig bergauf und nach rund 300 Höhenmetern Aufstieg gab‘s die erste Rast auf der „Weitenhausalm“ Dann ging es erst richtig bergauf und nach weiteren 300 Höhenmetern war Mittagspause und Zeit zum erholen auf der „Bachalm“, denn anschließend mussten noch einmal bis zur “Sulzenbachalm“ rund 300 m aufgestiegen werden und dann ging es 400 Höhenmeter steil abwärts zur Oberhofalm. Von hier wurde die Gruppe dann mit dem Bus zum Hotel zurückgefahren.

Gut sieben Stunden Bergwandern war für uns schon ganz schön anstrengend, und wir abends unser Konzert auf dem Dorfplatz geben wollten.

Der Kommentar zur Tour von unserem Führer Michi war: „Ihr solltet diese Bergwanderung in Erinnerung behalten. Wären wir nur ein oder zwei Stunden gelaufen, hätte nach zwei Wochen niemand mehr davon gesprochen“.


Gründungsversammlung der "Gensunger Dorfmusikanten"

Am 26. November 2010 fand im Restaurant "Gensunger Stuben" die Gründungsversammlung des Vereins "Gensunger Dorfmusikanten" statt. Nach 58-jähriger Spartenzugehörigkeit im Heiligenbergverein sahen wir uns aufgrund organisatorischer Probleme veranlasst, uns zum 31.12.2010 aus dem Verein zu lösen und einen eigenen Verein zu gründen. Die Trennung fand in beiderseitigem Einvernehmen statt. Für viele Musikanten ist ein Verbleib im Heiligenbergverein selbstverständlich.

Auf Einladung der bisherigen Spartenleiterin Heidi Folwerk konnten 22 aktive Dorfmusikanten und Förderer begrüßt werden. Anschließend übernahm Joachim Laue als ältester aktiver Musiker die Versammlungsleitung. Er verlas den Entwurf der neuen Vereinssatzung und leitete die anschließende Diskussion darüber. Die Satzung wurde einstimmig beschlossen.

Bei den anschließenden Wahlen wurden Heidi Folwerk aus Gensungen zur ersten Vorsitzenden und Falk Hochwald aus Melsungen zu ihrem Stellvertreter gewählt. Olivia Eubel aus Gensungen wird die Kassengeschäfte führen und Achim Färber aus Wolfershausen die Aufgaben des Schriftführers übernehmen. Aus den Reihen der aktiven Musiker wurde Marko Wunsch aus Melsungen als musikalischer Leiter in den Vorstand gewählt.

Der neue Verein, der in das Vereinsregister eingetragen ist, verspricht, den Weg der 58-jährigen Geschichte der "Gensunger Dorfmusikanten" fortzusetzen. Lang gepflegte Gewohnheiten wie das 14-tätige Üben in der Parkstrasse, das beliebte Frühjahrskonzert, der Jahresabschluss stets am 29.12. und das Überreichen eines "Pullerbechers" an neugeborene Kinder in den Reihen der aktiven Musiker wird es natürlich weiterhin geben.

Heidi Folwerk dankte Franz Knarr und Joachim Laue, die seit mittlerweile 54 bzw. 47 Jahren in der Gruppe musizieren. Sie übernehmen auch zukünftig vielfältige Aufgaben innerhalb der Gruppe und halten sie freundschaftlich zusammen. Beide gelten als Urgesteine der Dorfmusikanten.

Dem im Jahr 2010 verstorbenen Ehrendorfmusikant Karl Geiser wurde mit einer Schweigeminute gedacht.

Musikalisch wollen wir uns weiterentwickeln aber nie die Wurzeln zur Volksmusik vergessen. Im Vordergrund steht vor allem die Freude an der Musik. Zu besonderen Anlässen wie Geburtstagen und Familienfeiern konnten wir Dorfmusikanten immer wieder Akzente setzen und vielen Jubilaren sowie deren Gästen eine Freude bereiten. Erfreulich ist, dass bereits am Gründungsabend fördernde Mitglieder dem Verein beigetreten sind.

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